• BGH-Urteil: Eigenbedarfskündigung für Cousins ausgeschlossen

    Der Bun­des­ge­richts­hof (BGH) hat am 10. Juli 2024 ent­schie­den, dass Cou­sins nicht als Fami­li­en­an­ge­hö­ri­ge im Sin­ne des § 577a Abs. 1a Satz 2 BGB und § 573 Abs. 2 Nr. 2 BGB gel­ten. Dies bedeu­tet, dass eine Gesell­schaft bür­ger­li­chen Rechts (GbR), die eine Woh­nung erwor­ben hat und von Cou­sins gegrün­det wur­de, die Kün­di­gungs­be­schrän­kung nicht umge­hen kann, indem sie auf Eigen­be­darf plä­diert. Das BGH-Urteil hat damit die Eigen­be­darfs­kün­di­gung für Cou­sins ausgeschlossen.

    Im vor­lie­gen­den Fall hat­te eine GbR, die von zwei Cou­sins gegrün­det wur­de, eine Woh­nung erwor­ben und woll­te den Mie­tern wegen Eigen­be­darfs kün­di­gen. Die Mie­ter wider­spra­chen der Kün­di­gung und berie­fen sich auf die zehn­jäh­ri­ge Kün­di­gungs­be­schrän­kung gemäß § 577a Abs. 1a Satz 1 Nr. 1 BGB und der Kün­di­gungs­schutz­klau­sel-Ver­ord­nung des Lan­des Ber­lin. Die GbR argu­men­tier­te, dass die Kün­di­gungs­be­schrän­kung nicht gel­te, da die Gesell­schaf­ter der­sel­ben Fami­lie angehörten.

    Streit­punkt: Fami­li­en­an­ge­hö­ri­ge und Cousins

    Der Streit­punkt lag dar­in, ob Cou­sins als Fami­li­en­an­ge­hö­ri­ge im Sin­ne der gesetz­li­chen Aus­nah­me­re­ge­lun­gen zu betrach­ten sind. Das Amts­ge­richt hat­te die Kla­ge der GbR abge­wie­sen, wäh­rend das Land­ge­richt Ber­lin ihr in der Beru­fung statt­gab und die Kün­di­gung für rech­tens erklär­te. Die Mie­ter leg­ten dar­auf­hin Revi­si­on beim BGH ein.

    BGH-Urteil: Cou­sins zäh­len nicht

    Der BGH gab den Mie­tern Recht und ent­schied, dass Cou­sins nicht zu den pri­vi­le­gier­ten Fami­li­en­an­ge­hö­ri­gen zäh­len, die von der Kün­di­gungs­be­schrän­kung aus­ge­nom­men sind. Das Urteil des Land­ge­richts wur­de auf­ge­ho­ben und das Urteil des Amts­ge­richts wiederhergestellt.

    Begrün­dung des Urteils

    Der BGH stütz­te sei­ne Ent­schei­dung auf die Defi­ni­ti­on von Fami­li­en­an­ge­hö­ri­gen, wie sie im Zeug­nis­ver­wei­ge­rungs­recht gemäß § 383 ZPO und § 52 StPO fest­ge­legt ist. Da Cou­sins nicht zu dem Per­so­nen­kreis gehö­ren, der ein Zeug­nis­ver­wei­ge­rungs­recht aus per­sön­li­chen Grün­den besitzt, kön­nen sie auch nicht als Fami­li­en­an­ge­hö­ri­ge im Sin­ne des § 577a Abs. 1a Satz 2 BGB und § 573 Abs. 2 Nr. 2 BGB ange­se­hen wer­den. Der Gesetz­ge­ber hat die­se Defi­ni­ti­on bewusst gewählt, um eine kla­re und objek­ti­ve Abgren­zung zu ermög­li­chen. Damit hat das BGH-Urteil die Eigen­be­darfs­kün­di­gung für Cou­sins ausgeschlossen.

    Zukunft der Eigenbedarfskündigung

    Die­ses Urteil hat weit­rei­chen­de Kon­se­quen­zen für Ver­mie­ter und Mie­ter. Für Ver­mie­ter bedeu­tet es, dass sie bei der Pla­nung von Eigen­be­darfs­kün­di­gun­gen streng dar­auf ach­ten müs­sen, wel­che Ver­wandt­schafts­gra­de als Fami­li­en­an­ge­hö­ri­ge aner­kannt sind. Mie­ter hin­ge­gen kön­nen sich auf eine stär­ke­re Posi­ti­on beru­fen, wenn Ver­mie­ter ver­su­chen, die Kün­di­gungs­be­schrän­kung durch ver­meint­li­che Fami­li­en­ver­hält­nis­se zu umgehen.

    Das Urteil des BGH ver­deut­licht die Wich­tig­keit einer prä­zi­sen Geset­zes­aus­le­gung und stärkt den Mie­ter­schutz. Ver­mie­ter müs­sen sich klar an die gesetz­li­chen Bestim­mun­gen hal­ten und kön­nen nicht auf eine Erwei­te­rung des Fami­li­en­be­griffs hof­fen, um Kün­di­gun­gen durch­zu­set­zen. Dies sorgt für mehr Rechts­si­cher­heit und Plan­bar­keit für bei­de Parteien.

    BGH-Urteil v. 10.7.2024 Az. VIII ZR 276/23