• BGH Urteil: Fällkosten für morsche Bäume sind umlagefähige Gartenpflegekosten

    Der Bun­des­ge­richts­hof (BGH) hat mit einer Grund­satz­ent­schei­dung eine lang umstrit­te­ne Fra­ge geklärt: Die Kos­ten für die Fäl­lung nicht mehr stand­si­che­rer Bäu­me gehö­ren zu den umla­ge­fä­hi­gen Gar­ten­pfle­ge­kos­ten. Ins­be­son­de­re die Ber­li­ner Gerich­te hat­ten bis­her häu­fig die Kos­ten­um­la­ge abge­lehnt, mit der Begrün­dung, es han­de­le sich nicht um “lau­fen­de Kos­ten” oder um Instand­hal­tungs­kos­ten. Doch der BGH ver­tritt eine ande­re Auffassung.


    In einem kon­kre­ten Fall ließ eine Woh­nungs­ge­nos­sen­schaft eine mor­sche und nicht mehr stand­si­che­re Bir­ke fäl­len, die seit über 40 Jah­ren auf dem Anwe­sen stand. Die Kos­ten für die Baum­fäl­lung wur­den als Betriebs­kos­ten auf die Mie­ter umge­legt. Eine Klä­ge­rin zahl­te unter Vor­be­halt, for­dert nun aber die Erstat­tung der Kos­ten zurück.

    Das Urteil: Laut BGH zäh­len die Kos­ten für die Fäl­lung eines mor­schen Baums als “Kos­ten der Gar­ten­pfle­ge” zu den umla­ge­fä­hi­gen Betriebs­kos­ten gemäß § 2 Nr. 10 BetrKV. Die­se Rege­lung bezieht sich auf die Pfle­ge von gemein­schaft­li­chen Gar­ten­flä­chen, die nicht aus­schließ­lich dem Ver­mie­ter oder der Öffent­lich­keit zur Nut­zung über­las­sen sind, unab­hän­gig davon, ob die Mie­ter die­se Flä­che tat­säch­lich nut­zen. Die Fra­ge, ob die Fäl­lung eines mor­schen Baums zu den Gar­ten­pfle­ge­kos­ten zählt, war in der Recht­spre­chung und Lite­ra­tur umstritten.

    Der BGH folg­te der Ansicht, dass die Kos­ten für die Fäl­lung eines alters‑, krank­heits- oder umwelt­be­dingt abgän­gi­gen Baums als erfor­der­li­che Maß­nah­me der Gar­ten­pfle­ge anzu­se­hen sind. Dies schließt die Erneue­rung von Pflan­zen und Gehöl­zen mit ein, ein­schließ­lich der Ent­fer­nung kran­ker, abge­stor­be­ner oder mor­scher Bäu­me. Die Fäll­kos­ten sind kei­ne Instand­hal­tungs­kos­ten, auch wenn der Ver­mie­ter durch die Fäl­lung sei­ner Ver­kehrs­si­che­rungs­pflicht nach­kommt. Sie gel­ten als lau­fen­de Kos­ten, auch wenn sie nicht jähr­lich oder in fest­ge­leg­ten Abstän­den entstehen.

    Fazit: Das BGH-Urteil schafft Klar­heit und ermög­licht Ver­mie­tern die Umla­ge der Fäll­kos­ten für nicht mehr stand­si­che­re Bäu­me als umla­ge­fä­hi­ge Gar­ten­pfle­ge­kos­ten. Mie­ter soll­ten sich bewusst sein, dass sol­che Kos­ten gemäß den gesetz­li­chen Bestim­mun­gen umge­legt wer­den dür­fen. Es bleibt abzu­war­ten, wie die­ses Urteil in der Pra­xis ange­wen­det wird und ob es zu wei­te­ren Rechts­strei­tig­kei­ten füh­ren wird.

    (BGH Urteil v. 10.11.2021 Az. VIII ZR 107/20)