• BGH-Urteil: Wann liegt eine energetische Modernisierung vor?

    Ein BGH-Urteil? Nein, gleich vier aktu­el­le Urtei­le des Bun­des­ge­richts­hofs beschäf­ti­gen sich mit der Fra­ge, wann liegt eine ener­ge­ti­sche Moder­ni­sie­rung vor, und unter wel­chen Vor­aus­set­zun­gen eine Moder­ni­sie­rungs­um­la­ge erho­ben wer­den können.

    Was ist passiert?

    In meh­re­ren Fäl­len ersetz­ten Ver­mie­ter alte Hei­zungs­an­la­gen durch moder­ne Hei­zun­gen und führ­ten hydrau­li­sche Abglei­che durch. Dar­auf­hin erhöh­ten sie die Mie­ten (Moder­ni­sie­rungs­um­la­ge) und begrün­de­ten dies mit ener­ge­ti­schen Moder­ni­sie­run­gen. Die betrof­fe­nen Mie­ter bestrit­ten jedoch die tat­säch­li­che Ener­gie­ein­spa­rung und klag­ten auf Rück­zah­lung der aus ihrer Sicht unrecht­mä­ßig erhöh­ten Mieten.

    Hintergründe zur energetischen Modernisierung

    Gemäß § 555b Nr. 1 BGB ist eine ener­ge­ti­sche Moder­ni­sie­rung dann gege­ben, wenn durch bau­li­che Ver­än­de­run­gen nach­hal­tig End­ener­gie ein­ge­spart wird. Die­se Rege­lung erlaubt Ver­mie­tern, Moder­ni­sie­rungs­kos­ten in Form einer Moder­ni­sie­rungs­um­la­ge als Miet­erhö­hung auf die Mie­ter umzu­le­gen. In der Pra­xis kommt es häu­fig zu Aus­ein­an­der­set­zun­gen dar­über, ob die Maß­nah­men tat­säch­lich zu mess­ba­ren und nach­hal­ti­gen Ener­gie­ein­spa­run­gen führen.

    Worüber wurde gestritten?

    Die zen­tra­len Streit­punk­te waren in allen Ver­fah­ren ähn­lich: Die Mie­ter bestrit­ten, dass durch den Aus­tausch der Hei­zungs­an­la­ge eine nach­hal­ti­ge Redu­zie­rung des Ener­gie­ver­brauchs erfolgt sei. Ins­be­son­de­re kri­ti­sier­ten sie, dass der Ver­brauch in den Fol­ge­jah­ren nach der Moder­ni­sie­rung kei­ne deut­li­chen oder dau­er­haft nied­ri­ge­ren Wer­te auf­wies. Die Gerich­te muss­ten daher klä­ren, nach wel­chen Kri­te­ri­en eine nach­hal­ti­ge Ein­spa­rung von End­ener­gie fest­zu­stel­len ist.

    Urteile des Gerichts zur energetischen Modernisierung

    Der Bun­des­ge­richts­hof ent­schied in vier par­al­le­len Ver­fah­ren (BGH-Urtei­le v. 26.03.2025, Az. VIII ZR 280/23, VIII ZR 281/23, VIII ZR 282/23 und VIII ZR 283/23), dass die Urtei­le des Land­ge­richts Bre­men auf­zu­he­ben und zur erneu­ten Ent­schei­dung zurück­zu­ver­wei­sen sind. Die Vor­in­stan­zen hat­ten aus­schließ­lich auf tat­säch­li­che Ver­brauchs­wer­te über meh­re­re Jah­re abge­stellt und dabei wich­ti­ge recht­li­che Aspek­te nicht berück­sich­tigt. Das BGH-Urteil fällt jedes Mal gleich aus und erläu­tert erst­mals, wann eine Miet­erhö­hung nach ener­ge­ti­sche Moder­ni­sie­rung mög­lich ist.

    Begründung der Urteile zur energetischen Modernisierung

    Der BGH stell­te klar, dass bei der Bewer­tung einer ener­ge­ti­schen Moder­ni­sie­rung nicht aus­schließ­lich tat­säch­li­che Ver­brauchs­wer­te rele­vant sind. Viel­mehr sei ent­schei­dend, ob zum Zeit­punkt der Moder­ni­sie­rung (ex ante) eine tech­nisch begründ­ba­re und dau­er­haft mess­ba­re Ener­gie­ein­spa­rung erwar­tet wer­den konn­te. Dabei könn­ten auch aner­kann­te Pau­schal­wer­te her­an­ge­zo­gen wer­den. Der BGH kri­ti­sier­te ins­be­son­de­re, dass die Gerich­te zuvor unrea­lis­ti­sche Anfor­de­run­gen an die Ver­mie­ter hin­sicht­lich der Nach­weis­füh­rung gestellt hätten.

    Bedeutung der BGH-Urteile für die Zukunft

    Die Ent­schei­dun­gen des BGH geben Ver­mie­tern kla­re recht­li­che Leit­li­ni­en, wel­che Anfor­de­run­gen an den Nach­weis einer ener­ge­ti­schen Moder­ni­sie­rung zu stel­len sind. Sie müs­sen nicht rück­wir­kend exak­te Ver­brauchs­da­ten vor­le­gen, son­dern kön­nen eine tech­nisch fun­dier­te Pro­gno­se vor­le­gen. Dies schafft für Eigen­tü­mer, Ver­wal­ter und Ver­mie­ter eine ver­bes­ser­te Pla­nungs­si­cher­heit und ermög­licht eine effi­zi­en­te­re Umset­zung ener­ge­ti­scher Modernisierungen.

    Die aktu­el­len Ent­schei­dun­gen stär­ken die Rechts­klar­heit im Miet­recht bei ener­ge­ti­schen Moder­ni­sie­run­gen. Sie hel­fen dabei, eine ener­ge­ti­sche Moder­ni­sie­rung kla­rer ein­zu­ord­nen und klä­ren wann eine Miet­erhö­hung zuläs­sig ist, Mie­ter und Ver­mie­ter kön­nen dabei auf die­ses BGH-Urteil zurückgreifen.

    BGH-Urteil v. 26.03.2025 Az. VIII ZR 280/23

    BGH-Urteil v. 26.03.2025 Az. VIII ZR 281/23

    BGH-Urteil v. 26.03.2025 Az. VIII ZR 282/23

    BGH-Urteil v. 26.03.2025 Az. VIII ZR 283/23